Patrick Nester, Teamleiter Retail Core
Was genau sind die Aufgaben von dir und deinem Team?
„Wir beschäftigen uns mit der Weiterentwicklung und Verbesserung von unserem Produkt ‚Retail Core‘. Unser Hauptaugenmerk liegt besonders darauf, die Bedürfnisse unserer (potenziellen) Kunden im Retailumfeld zu implementieren, bzw. auf diese einzugehen. Bei neuen Features evaluieren wir immer auch, welche neuen technischen Möglichkeiten uns von Seiten unserer Cloud-Plattform-Providern wie Microsoft Azure zur Verfügung stehen. Bei Bedarf implementieren wir neue Techniken dieser. Zusätzlich zu unserer Hauptaufgabe – der Weiterentwicklung und Verbesserung von soviaRetail Core – sind mein Team und ich noch technisch verantwortlich für unsere beiden Showrooms in Bietigheim-Bissingen und München sowie dem Messe-System.
RetailCore deckt dabei einen Standard verschiedener (fachlicher) Prozesse ab, der dann bei Bedarf an spezielle Kundenwünsche angepasst werden kann.”
Was genau ist Retail Core?
„Das Produkt ‚Retail Core‘ ist die Sammlung verschiedener Anwendungen für den Retailbereich in ihren Standardausprägungen. Also das ‚maximale Set‘ dessen, was wir an Features einem potenziellen Kunden anbieten können. Die Anwendungen sind alle miteinander verzahnt. Im Retail Core steckt der soviaRetail Backstore (Browseranwendung), der InStore Assistant (mobile Anwendung), Self Service und Self Checkout, Mobile Checkout, das Interaktive Schaufenster, der Interactive Fitting Room und natürlich auch Digital Signage.
Alle genannten Anwendungen können größtenteils autark eingesetzt werden – müssen aber nicht. Gerade die Verzahnung unserer Anwendungen ergibt viele Vorteile für den Kunden, zum Beispiel der InStore Assistant in Kombination mit Digital Signage: Content vom InStore Assistant kann auf Signage-Geräte gepusht werden. Oder auch am Beispiel Self Checkout und InStore Assistant: hier kann das Store-Personal vom Kunden eingescannte Artikel am Self Checkout mit Hilfe des ISAs korrigieren.“
An welchen Projekten arbeitet ihr aktuell?
„Wir arbeiten aktuell intensiv an einem neuen Feature namens Communication Center. Dieses dient dazu, die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team und auch team- und filialübergreifend zu verbessern. Dabei geht es um eine Chat-Anwendung, die sowohl im InStore Assistant wie auch im soviaRetail Backstore integriert wird. Sie ermöglicht den Mitarbeitern, sich untereinander auszutauschen – so wie man es von gängigen Messenger-Diensten wie z.B. Microsoft Teams oder WhatsApp schon kennt. Versendet werden können Textnachrichten, Bilder, Videos, Audio, oder beliebige Dokumente. Darüber hinaus können aber auch direkt fachliche Anlagen wie beispielsweise ein Artikel oder ein Outfit aus dem ISA geteilt werden. Oder auch Verweise zu Prozessen wie Bestellungen, Kommissionierungsaufträgen oder Warenkörben. Somit können Aufgaben oder fachliche Informationen leicht an andere Kollegen weiterdelegiert oder kommuniziert werden.
Auch hier ist es wichtig, dass wir die Anpassungsfähigkeit an etwaige Kundenprojekte von Anfang an berücksichtigen. Die Kolleginnen und Kollegen aus den Kunden-Projektteams sollen zum Beispiel die Teilen-Funktion einfach um weitere Dokumenttypen erweitern können.“
Ist das Communication-Feature nur für die Kommunikation innerhalb des Retail-Teams gedacht, oder auch für den Chat mit Endkunden?
„Genau, Stand jetzt ist es nur für die interne Kommunikation gedacht. Aber es ist in der Zukunft auch denkbar, dass wenn jemand auf der Webseite des Retailkunden mit einem Chatbot spricht, der an einem gewissen Punkt nicht mehr weiter kommt, ein neuer Chat mit einem ‚echten Menschen‘ erzeugt wird, der dann auch über diese Anwendung funktioniert.“
Das heißt, wenn ihr neue Produkte entwickelt, sind diese immer auch ein stückweit Custom-Produkte?
„Wenn wir entwickeln, versuchen wir möglichst flexibel zu sein und alles, was wir machen, soweit wie möglich über Konfigurationen austauschbar zu machen, bzw. über den Backstore konfigurierbar zu machen. Natürlich lassen sich so Änderungen nur bis zu einem gewissen Grad umsetzen. Grundsätzlich aber versuchen wir alles so zu gestalten, dass es später für die Kunden-Projektteams einfach ist, modulare Bestandteile eines Features zu überschreiben oder anzupassen.“
Kannst du uns etwas über zukünftige Projekte erzählen?
„Die Arbeit geht uns definitiv nicht aus! Es gibt einige Featurtes, die wir überarbeiten und erneuern möchten. Zum Beispiel soll die Suchfunktion performanter werden. Hier könnten wir Azure Search verwenden, ein Dienst von Microsoft Azure. Den verwenden wir aktuell für die Mediensuche im soviaRetail Backstore, noch nicht aber für die Produktsuche.
Langfristig könnte die Kommunikationsanwendung um Voice- und Videotelefonie erweitert werden.
Auch das Thema Schnittstellen zu anderen Systemen wollen wir angehen und standardisierte Schnittstellenlösungen erarbeiten“.
Was sind die größten Herausforderungen für euch bei einem neuen Projekt? Kann man das überhaupt pauschal sagen?
„Nein, so pauschal kann man das nicht sagen; für jedes Projekt und jede Aufgabe sind die jeweiligen Herausforderungen schon individuell. Was wir jedoch für alle neuen Projekte immer im Hinterkopf behalten müssen, sind Spielräume für eventuelle Kundenanpassungen. Wir dürfen nicht alles von vorne herein ‚festzurren‘, sondern müssen dynamisch, flexibel, anpassbar bzw. austauschbar entwickeln.
Wir befassen uns immer auch mit den neuen Features und Techniken, die Microsoft Azure vorgibt. Microsoft hat die Basisplattform/Engine von Teams für Entwickler unter dem Begriff ‚Azure Communication Services‘ (ACS) freigegeben. Wir haben uns damit sehr früh auseinandergesetzt und uns eingearbeitet, damals noch in die Beta-Version. Anfang des Jahres ging ACS dann live mit Version 1.0, da hatten wir quasi schon die Vorarbeit geleistet und einen Proof of Concept erstellt.
Sich mit neuen Techniken auseinanderzusetzen gehört allerdings zu dem Beruf des Entwicklers immer dazu.“
Arbeitet ihr eher autark oder eher verzahnter mit anderen (Kunden-) Teams
„Wir arbeiten grundsätzlich eng mit den anderen Teams zusammen. Von den Kunden-Projektteams bekommen wir da hauptsächlich Wünsche für die Verbesserung bestehender Features. Oft tritt auch unser Sales-Team frühzeitig mit neuen Entwicklungen an bestehende und potenzielle Kunden heran.
Grundsätzlich fließt das Feedback der Kunden-Projektteams immer auch in unsere Arbeit ein. Features, die speziell für einen Kunden entwickelt wurden, werden dann auch oft als Standard für Retail Core übernommen. So war das zum Beispiel bei den Omnichannelprozessen“.
Wie unterscheidet ihr euch von den Kunden-Projektteams?
„Wir kümmern uns ja als Teil der Produktentwicklung um den Standard, also die ‚Vorlage‘ für jedes neue Kundenprojekt. Das heißt, wir müssen sehr stark darauf achten, dass wenn wir etwas an bestehenden Funktionen oder dem Quellcode ändern, sich diese Änderungen nicht auf die Kundensysteme auswirken.
Bei neuen Releases ist es wichtig zu bedenken, dass wir nichts machen, das die Kunden-Projektteams dazu veranlasst, manuell in ihre Kundensysteme eingreifen zu müssen. Das heißt, wir dürfen nicht einfach eine neue Funktion implementieren, die voraussetzt, dass ein Kundensystem daraufhin zwingend geupdated werden muss. Wir müssen also immer eine Fallback-Lösung bereithalten.
Bei der Entwicklung neuer Features sind wir natürlich nicht auf einen speziellen Kunden fokussiert, sondern vielmehr auf das, was möglicherweise alle Kunden benötigen könnten.
Was alle Teams letztendlich aber immer gemeinsam haben, ist es, Bedürfnisse unserer Kunden zu fokussieren.“
Du bist noch nicht so lange Teamleiter. Was ist neu für dich in dieser Position und warum hast du dich entschieden, diesen Schritt zu gehen?
„Ja, ich bin jetzt seit circa einem Jahr in der Teamleiter-Rolle. So viel hat sich für mich nicht geändert, außer dass ich schon in ein paar mehr Meetings sitze. Der Anteil an reiner Softwareentwicklung ist bei mir dadurch natürlich etwas geschrumpft, was aber nicht heißt, dass ich gar nicht mehr entwickle; das tue ich nach wie vor sehr gerne. Neu ist auch die Personalverantwortung und sämtliche damit verbundene Tätigkeiten. Ansonsten bin ich erster Ansprechpartner für Themen, die aus anderen Teams kommen (Vertrieb, Technik, Marketing …).
Den Schritt zum Teamleiter bin ich gegangen, weil ich mich gerne neuen Herausforderungen stelle und eben auch gerne Verantwortung übernehme“